Ein schöner Wunsch, den wir da jedes Jahr mit auf den Weg bekommen. Aber was ist denn „alles Gute“? Für viele Menschen, die im Berufsleben stehen, ist das häufig, zufrieden in einem guten Job zu sein. Nur: Wie wird man zufrieden mit dem Job?
Die meisten von uns sehen sich im Laufe des Lebens mit der Herausforderung konfrontiert, sich aus der Vielzahl der möglichen Berufe für einen entscheiden zu müssen. Und diese Entscheidung wird uns meist schon in recht jungen Jahren abverlangt. In einer Zeit, in der unser Charakter und unsere Persönlichkeit in aller Regel noch nicht ganz ausgebildet ist. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten, je nachdem, in welchem Umfeld man aufwächst, auch durchaus begrenzt. Aber was macht uns zufrieden im Job, wenn wir den vermeintlich richtigen gewählt haben?
Nachhaltig arbeiten
Alle reden von Work-Life-Balance. Doch was zählt wirklich, um sich an einem Arbeitsplatz lange wohlzufühlen und trotz Belastung gesund zu bleiben? Wer „nachhaltig“ arbeiten will, muss sich gut kennen, seine Grenzen achten – und lernen, wie man richtig Pause macht. Für Professor Dr. Zijlstra, seit 2006 Professor für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Fakultät für Psychologie und Neurowissenschaften der Universität Maastricht, bedeutet nachhaltig arbeiten, dass das Beschäftigungsverhältnis einer Person andauern kann, ohne dass für sie daraus negative Folgen entstehen. Im Kern geht es um die Passung zwischen Mensch und Job. Das ist kein neues Thema, relativ neu ist aber, wie rasch die Dinge sich ändern. Die Arbeit an sich verändert sich schnell, also verändern sich auch die Jobs sehr schnell. Damit eine Person mit den sich wandelnden Anforderungen Schritt halten kann, müssen ihre Fähigkeiten, ihr Wissen und so weiter damit in Einklang stehen. Das Vorkommen von Burnout und psychischen Gesundheitsproblemen ist in der Gruppe der 35-, 40-Jährigen am höchsten, während vor einigen Jahren noch Muskel-Skelett-Erkrankungen wie Schmerzen in Nacken, Schulter, Armen, Beinen oder Rücken der Hauptgrund war, warum Menschen nicht mehr arbeiten konnten. Der Druck nimmt zu, und es gibt quasi keine Möglichkeit, sich den Ansprüchen zu entziehen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Technologie. Kaum jemand stellt sein Mobiltelefon aus, höchstens im Flugzeug. Die Menschen sind im Prinzip 24 Stunden am Tag erreichbar.
Die Ansprüche haben sich verändert
Früher haben Menschen gearbeitet, um Geld zu verdienen. Heute haben Sie den Anspruch, dass der Job sie auch noch glücklich machen soll. Während es früher darum ging, etwa die Wirtschaft aufzubauen, leben wir heute in Deutschland in großer Sicherheit und größtenteils in Wohlstand. Da gibt es immer mehr Menschen, denen es wichtig ist, etwas zu tun, was nicht nur für sie, sondern auch in der Welt einen Sinn ergibt. Je höher aber das Anspruchsniveau an einen Beruf, desto schwerer ist es, Zufriedenheit darin zu finden. Darüber hinaus sehen wir uns auf der anderen Seite einer jetzt erwachsenen Generation gegenüber, die Schwierigkeiten hat, sich zu entscheiden, weil sie daran gewöhnt ist, dass alles großartig sein soll, während auf der einen Seite der Druck in Arbeit und Leben zugenommen hat. Auch diese Diskrepanz macht es schwerer, Zufriedenheit im Job zu finden.
Hohe Unzufriedenheit in der Mitte des Berufslebens
Soll es das jetzt gewesen sein? Wenn die ersten Karriereschritte gemacht sind, ziehen viele Berufstätige Bilanz. Der Job ist zwar ganz okay, aber im Laufe der Zeit sind einige Träume auf der Strecke geblieben. Unzufriedenheit schleicht sich ein. So geht es einer aktuellen Umfrage zufolge fast jedem zweiten Deutschen. Vor ein paar Jahren hätten wir von einer Midlife-Crisis gesprochen. In dem Alter haben viele eine junge Familie, und das ist anstrengend. Es müssen sowohl Arbeits- als auch Privatleben meist für beide Elternteile unter einen Hut gebracht werden. Das macht alles komplizierter. Die Leute müssen die Kinder zur Schule bringen und abholen und zur Arbeit, die morgens etwa zur selben Zeit beginnt. Alle sind ständig in Eile, immer gleichzeitig, der Verkehr ist dicht. So etwas gab es früher nicht. Es geht also nicht nur um die Arbeit, sondern um die ganze Art und Weise, wie unsere Leben organisiert sind. Aber woran merke ich, ob es nicht nur eine schwierige Phase ist, sonder substanziell etwas im Job nicht stimmt? Dazu kann man sich zum Beispiel fragen, wie zufrieden man auf einer Skala von eins bis zehn mit seinem Job ist. Dabei ist eins todunglücklich und zehn überglücklich. Die Antwort sollte dauerhaft mindestens eine Sieben sein. Alles, was über mehrere Wochen darunter ist, hat dann vermutlich nicht mehr nur mit den Kollegen oder dem Umfeld zu tun, sondern auch mit dem Job selbst.
Was müssen Unternehmen ändern, um nachhaltige Jobs zu schaffen?
Allein die Bezeichnung „human resource management“ zeigt, dass Menschen als Ressource gesehen werden, wie Maschinen oder Kapital, meint Professor Dr. Zijlstra. Das ist eine sehr betriebswirtschaftliche Sicht. Er wünscht sich eine menschlichere. Und diese sollte Organisationen auch in dem Sinn durchdringen, dass Führungskräften bewusst ist, dass sie es mit Menschen zu tun haben. Empathie muss in solchen Positionen die wichtigste Qualifikation sein; die Fähigkeit, einer Person zuzuhören, ihre Bedürfnisse zu verstehen und zu erkennen, wenn etwas für sie nicht funktioniert. Ein Manager sollte fähig sein, täglich mit seinem Team zu sprechen. Das bedeutet auch, dass der Bereich, für den er die Kontrolle übernehmen kann, begrenzt ist: Eine Person kann nicht hundert andere führen. Daneben muss er im Kopf behalten, was nötig ist, wie der Job sich geändert hat, welche Entwicklungen es gibt, und mit den Angestellten besprechen, wie sie das sehen: Was glauben Sie, wird in den nächsten fünf Jahren passieren? Sind wir dafür gerüstet? Haben Sie die richtigen Fähigkeiten, das Wissen, oder wollen Sie etwas lernen? Solche Diskussionen sollten stattfinden.
Was können Menschen tun, um zufrieden im Job zu sein?
Wichtig ist, dass wir im Job nicht nur das tun, was wir gut können, sondern auch etwas, woran wir richtig Freude und Spaß haben. Zwar gibt es in jedem Job Tätigkeiten, die nicht so prickelnd sind. Den Großteil der Zeit sollten wir aber mit für uns positiven Dingen verbringen. Natürlich ist ein Job kein Wunschkonzert. Es ist Arbeit. Aber im Großen und Ganzen sollten die Tätigkeiten, mit denen ich vorwiegend zu tun habe, wirklich gut zu mir passen. Wenn dies nicht der Fall ist, sollte man den Auslöser suchen. Ist es der Inhalt der Tätigkeit, der mir nicht mehr entspricht oder der mir vielleicht auch noch nie entsprochen hat? Oder ist es das Umfeld? Ich muss alle relevanten Parameter analysieren und einordnen, wie in Ordnung beziehungsweise wie belastend sie für mich sind. Gibt es Probleme mit Kollegen oder dem Chef, kann ich durch Gespräche versuchen, das zu verbessern? Belastet mich die lange Anfahrt zum Büro, kann ich die Zeit für mich vielleicht für eine Weiterbildung nutzen? Wenn es aber die Tätigkeit selber betrifft, ist es Zeit, den Arbeitgeber oder die Branche zu wechseln – oder etwas ganz anderes zu machen.
Was macht zufrieden?
Aber was macht denn nun überhaupt zufrieden? Damit haben sich unzählige Forscher beschäftigt und es sind viel Bücher zur Glücksforschung erschienen. Hier eine Auflistung der gängigsten „Glücksbringer“:
1. Kinder
Machen Kinder glücklich? Es kommt darauf an, lautet die Antwort eines Forschungsteams vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock und der Universität von Western Ontario in Kanada. Sie unterzogen Daten aus dem deutschen Sozio-ökonomischen Panel und dem British Household Panel Survey, bei denen die Zufriedenheit von über 7000 befragten Personen von der Geburt der ersten Kinder an über einen längeren Zeitraum hinweg verfolgt worden war, einer aufwendigen Datenanalyse. Es stellte sich heraus, dass bei sehr jungen Eltern die Zufriedenheit schon vor der Geburt des Kindes erst steigt und dann wieder sinkt. Zum Zeitpunkt der Geburt ist sie dann meist wieder beim Ausgangslevel angekommen. Auch bei 23- bis 34-jährigen Müttern und Vätern nimmt die Zufriedenheit während der Schwangerschaft zunächst zu, nach der Geburt fällt sie aber sehr schnell auf das ursprüngliche Niveau und sogar bis unter diesen Ausgangswert. Nur bei Eltern, die bei der Geburt älter als 34 Jahre alt sind, bleibt der Zufriedenheitspegel nachhaltig höher als vor der Geburt des Kindes. Der Effekt verflüchtigt sich mit der Zahl der Kinder. Schon ein drittes Kind wirkt sich nicht mehr positiv auf das Wohlbefinden aus.
2. Geld
Immer wieder gern untersuchen Psychologen den Einfluss des Einkommens auf das Glücksgefühl. Generell lässt sich sagen, dass ein höheres Einkommen die Zufriedenheit steigert. Ab einer bestimmten Grenze ist allerdings Schluss. Das zeigten jetzt wieder amerikanische Wissenschaftler in einer aktuellen Studie. Sie nutzten dabei die Daten des Gallup World Poll, einer weltweiten Erhebung, bei der 1,7 Millionen Menschen ab dem Alter von 15 Jahren befragt worden waren. Danach liegt der Sattelpunkt der Zufriedenheit, weltweit betrachtet, bei einem Jahreseinkommen von 95 000 US-Dollar, also ungefähr 76 000 Euro. Jenseits davon bringt noch mehr Geld nicht mehr Zufriedenheit. Von Land zu Land unterscheidet sich dieser Sattelpunkt allerdings. In Skandinavien zum Beispiel liegt er überdurchschnittlich hoch. Mit viel weniger sind seltsamerweise die Deutschen zufrieden, ihnen reicht schon ein Jahreseinkommen von weniger als 50 000 Euro zur vollsten Zufriedenheit aus. Im weltweiten Vergleich brauchen Männer angeblich den Betrag von 90 000 US-Dollar, mehr Geld würde sie nicht zufriedener machen. Für Frauen liegt dagegen die Messlatte bei 100 000 US-Dollar.
3. Zeit für sich selbst
Wer glaubt, dass er mehr Erholung braucht, fühlt sich unwohl. Dagegen halten sich ausgeruhte Menschen für gesund und zufrieden. Das ergab der Rest Test, eine Onlinebefragung von gut 18 000 Menschen aus 134 Ländern, die von Psychologen der Universität von Durham und der BBC initiiert wurde. Mehr als zwei Drittel der Befragten wünschten sich in ihrem Leben mehr Ruhe und Erholung. Erhellend sind die Antworten auf die Frage, welche Beschäftigungen am erholsamsten sind. An erster Stelle steht mit 58 Prozent „ein Buch lesen“, dann folgt „spazieren gehen in der Natur“ und an dritter Stelle der „Wunsch, für sich zu sein“. Laut den Studienleitern lässt sich der Grund, warum Menschen gerne allein sind, auch aus den Antworten der Befragten erklären. Denn die Abgeschiedenheit mache es ihnen möglich, sich auf ihren körperlichen und emotionalen Zustand zu fokussieren. Etwa fünf bis sechs Stunden Ruhe – über den Tag verteilt – scheinen für das Wohlbefinden am förderlichsten zu sein. Dagegen fällt der Wohlfühlindex wieder ab, wenn man sich noch länger ausruhen kann.
4. Andere Menschen
Evolutionspsychologen aus Großbritannien und Singapur haben 15.000 Interviews der amerikanischen National Longitudinal Study of Adolescent Health ausgewertet. Unter anderem hatten die Probanden im Alter zwischen 18 und 29 Jahren auf einer Skala von eins bis fünf angegeben, wie zufrieden sie mit ihrem Leben waren. Dabei erwies sich zum einen, dass sie sich umso besser fühlten, je mehr Zeit sie mit guten Freunden verbrachten. Doch erzwungene Nähe zu anderen stimmte keineswegs happy: Je dichter ein Gebiet besiedelt war, desto weniger zufrieden waren die Menschen. Interessanterweise fielen sehr intelligente Teilnehmer aus dem Raster: Die Siedlungsdichte hatte kaum Einfluss auf ihre Zufriedenheit, und wenn sie allzuviel Zeit mit ihren Freunden verbrachten, ging das eher zulasten ihres Wohlgefühls. Die Gründe sind unklar.
5. Helfen
Wer sich ehrenamtlich engagiert, fühlt sich gesünder und wohler als das Gros der anderen Menschen. Das ergaben die Analysen von mehr als 66.000 Interviews aus dem British Household Panel Survey. Etwa 21 Prozent der Befragten gaben an, ehrenamtlich tätig zu sein. Je häufiger sie anderen halfen, desto zufriedener waren sie, sogar noch im hohen Alter von 80 Jahren. Die schlechtesten Zufriedenheitswerte fanden die britischen Forscher bei denjenigen, die noch nie ein Ehrenamt ausgeübt hatten. Allerdings scheint dieser Effekt erst im Alter über 40 zu greifen. In jüngeren Jahren bringt das Engagement kein nennenswertes Plus an Zufriedenheit.
6. Nicht nach Glück streben
Glück lässt sich bekanntlich nicht erzwingen. Wer es willentlich sucht, baut sogar zusätzlichen Stress auf. Denn dann bekommen Menschen das Gefühl, nicht genug Zeit für die Aktivitäten zu haben, die sie angeblich zum Glücklichsein brauchen. Kanadische und amerikanische Psychologen testeten in vier Studien Glücksempfinden und Zeitwahrnehmung. Zum Beispiel sollte in einer Studie mit 117 Teilnehmern eine Gruppe einen Film – über den Bau einer Brücke – anschauen und dabei Glücksgefühle empfinden. Die Kontrollgruppe wurde dagegen angewiesen, sich ihren jeweiligen Gefühlen einfach hinzugeben, wozu auch Langeweile gehörte. Das Ergebnis: Die Glückserzwingergruppe fühlte sich nach dem Ende des Films viel stärker unter Zeitdruck als die Vergleichsgruppe.